Von Chartres nach Westen – nach Courville-sur-Eure


Nachdem mich die Beauce so beschäftigt hat, und ich eher für Chartres schwärmte, hat uns Albert Charpentier dieses wunderschöne Prosagedicht von Charles Péguy (*07. Januar 1873 in Orléans, + am 05. September 1914 bei Villeroy) als Kommentar geschickt – sehr schön! (Lieber Albert, vor lauter Begeisterung hast Du es – glaube ich – gleich zwei Mal geschickt). Es drückt viel von dem aus, was man beim Durchwandern dieses Landstrichs empfindet, auch wenn mir nicht alle Vokabeln geläufig waren. Die Beauce ist einerseits spröde und in der Nachmittagssonne unbarmherzig, aber sie ist sehr fruchtbar und liefert für Frankreich das Korn. Die Königin aber – ist Chartres mit seiner Kathedrale!

Zu diesem Gedicht hier noch einmal die typische Landschaft der Beauce….
… und die Kathedrale von Chartres

Als ich heute Morgen in Chartres aufbrach, war es fast ein wenig frisch, ein Nordwind trieb mich ein wenig an. Auch hier sah ich einen Olivenbaum im Freien, was ich nie vermutet hätte.

Ein waschechter Olivenbaum, mitten in Chartres…
… und ein frisch gefallener Zedernzapfen – der duftet vielleicht!!!

Und ich suchte mir wieder eine Alternative zur D 24, und es ging kilometerweit über gemähte Wiesenwege Richtung Saint-Aubin-des-Bois, immer eben dahin. Zwei Rehe schreckte ich auf, denen ich ziemlich nah gekommen war, weil ich gegen den Wind ging. Ich war schon eine Stunde unterwegs, als ich mich bei einer Trinkpause umdrehte, und immer noch die Kathedrale von Chartres sah! Unglaublich – so weit. Nach einer weiteren Stunde war ich in Saint-Aubin-des-Bois, drehte mich um, und sah die Kathedrale noch immer, als stünde sie mitten auf der Wiese!

10 Kilometer weit weg, und immer ist sie noch zu sehen….

Das Städtchen schien ein Wasserschloß (gehabt?) zu haben, denn ich kam auf der Rue du Château d` eau an, aber weit und breit war keines zu sehen. Dafür wurde ich mit einem Teppich aus Seerosen belohnt, der am Ortseingang in der Morgensonne strahlte.

Trittbrettfahrer – gleich vier Vögel lassen sich hier transportieren!!!
Ist das nicht herrlich??

Kurz vor Fontaine-la-Guyon ging ich neben einem doch recht tiefen Graben, und plötzlich fing ein lustiges Platschen und Klatschen an: Mein Schatten fuhr über die Hänge des Grabens und schreckte Dutzende von Kröten auf, die sich in der Sonne wärmten. Eine einzige habe ich am Foto festhalten können, aber das war wie das Umwerfen einer Dominosteinreihe: Platsch, platsch, platsch – mit jedem Schritt streifte mein Schatten eine andere Sektion.

Eine hat gepennt – die habe ich erwischt!!

Dieser Ort hat ein richtiges Zentrum mit einer Bar, die vormittags bereits geöffnet war. Ich kaufte ein Panaché, setzte mich auf die Terrasse und buchte ein Zugticket für die Rückfahrt von meinem Tagesziel Courville-sur-Eure nach Chartres, was in Frankreich gut funktioniert. Möglichst früh buchen, denn die Preise steigen bis zum Zeitpunkt der Abfahrt teilweise deutlich an! Ich war immer noch auf der Straße der Freiheit unterwegs, dem Weg, den die Alliierten zum Vorrücken nutzten.

Diese Steine sehe ich immer wieder, seit Fontainebleau
Auf diesem Feld ist man auch tagelang beschäftigt…

Dann setzte ich meinen Weg über Grognault und Flonville fort, wo ich eine Kartoffelerntemaschine mit der ganzen Mannschaft im Einsatz sah. Komisch war, dass der Boden unter den Rädern total feucht war, obwohl es lange nicht geregnet hatte. Wurde der so gewässert???

Dann musste ich doch noch auf eine Teerstraße, die D 923, die ich aber nach einigen Minuten wieder verließ, weil der Verkehr unmöglich war. So kam ich an einer alten Mühle vorbei, die sich offenbar zum Zentrum für Antiquitäten gemausert hat. Der Feldweg endete am Vorort von Courville-sur-Eure, wobei ich die Eure gar nicht zu Gesicht bekam.

So wird man in Courville empfangen….
… und da kam ich her! Schöne Straßenschilder haben die Franzosen, das man man neidlos anerkennen!

Das Städtchen war erstaunlich lebendig, Leute beim Mittagessen oder in der Bar, auch im Freien, viele Geschäfte, das hatte ich in Ortschaften dieser Größe nicht erlebt. Aber Courville liegt an der Bahnstrecke nach Paris, das macht offenbar doch einiges aus.

Der Kirchturm von Courville-sur-Eure sieht robust aus, die Fenster aber sehr filigran

Meine Bilanz heute: Nur noch 286 km nach Broons, und 892 km nach Neufahrn!

Und noch etwas in eigener Sache: Ich freue mich riesig über die Teilhabe an diesem Unternehmen, und freue mich wirklich über jeden Kommentar. Da ich es nicht schaffe, allen individuell zu antworten, sei hier an dieser Stelle mein Dank ausgesprochen an die Irsack Hanni, an Evi und Helmut Riederer, an den Albert Charpentier für seine Einlassungen, und natürlich auch an den Kownatka Harry, der im Berufsleben immer ein zäher, aber am Ende ein fairer Vertragspartner war.

Vielen Dank für eure mentale Unterstützung!!

Wer mich (auch nur teilweise) auf meiner Reise begleiten will (als Support oder auch zum Mitgehen), dem seien meine Stationen bis Broons hier aufgeführt, die jetzt feststehen:

Bretoncelles – Verrières – Bellême – Mamers – Rouessé-Fontaine – Averton – Villaines-la-Juhel – La Chapelle au Riboul – Mayenne – Ernée – Fougeres – Chauvigné – Combourg – Évran – Plumaudan – Yvignac-la-Tour – Broons


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.