Von Neifing nach Loudrefing….


Dieses Wortspiel stammt von meinem Bruder, weil uns für die heutige Tour nichts Besseres eingefallen ist! Landschaftlich weniger eindrücklich waren doch die geschichtlichen Erkenntnisse dieses Tages nicht unerheblich. Franz brachte mich wieder zu unserem Startpunkt in Schalbach, und nach der gestrigen Gewitternacht war die Luft frisch, und der Wind tat sein Übriges. Gleich nach den ersten 100 Metern sah ich etwas, was für meinen jüngsten Sohn Johannes interessant war: Ein Claas Lexion 6700!! Dieser Mährescher ist das neueste Modell, wie Johannes mir telefonisch bestätigte, allerdings der 6700er der kleinste in der Serie (:-((. Aber die Lothringer Bauern sind auf große Felder eingestellt, wie man allenthalben sieht.

Die typisch schwarz-weißen Kühe auf einer großzügigen Weide am Morgen

Der Weg führte mich hoch über die N4 nach Rauwiller, das ich nach ca. 4 km erreichte. Und da tat sich das erste geschichtliche Ereignis auf: Dieser Ort wurde erstmals 1288 erwähnt, im 15. Jahrhundert war er verlassen, und wurde erst ab 1557 von hugenottischen Flüchtlingen wieder besiedelt, denen in Frankreich die Strenge des Papstes zu weit ging, und liberaler leben wollten. Auf der Tafel steht wörtlich: „Freund, Freund… das sagen Sie, Herr Nachbar! Seit über 20 Jahren verfolgen Sie und andere treue Anhänger des Papstes uns! Warum? Weil wir die Torheiten der Kirche ablehnen und unser Glaube einzig und allein von der Heiligen Schrift beseelt wird. Ehe Sie uns umbringen, verlassen wir Frankreich und ziehen in das Elsass. Dort herrschen protestantische Prinzipien, die toleranter sind.“

Die Kirche von Rauwiller, eines der “welschen” Dörfer im Elsass
Die Beschreibung der Umstände, warum die Hugenotten aus dem katholischen Frankreich flohen

So gab es in dieser Gegend sieben Gemeinden mit diesen „welschen“ Flüchtlingen, die Frankreich den Rücken kehrten und im protestantischen Elsass ihr Glück fanden. A propos Elsass: Gestern waren wir ja bereits in Lothringen, aber heute führte dieser kleine Abstecher wieder durch ein Stück Elsass. Witzig, dass diese Orte als Ergänzung nicht „en Alsace“ haben, sondern das Deutsche „im Elsass“. Das ist uns an mehreren Ortstafeln aufgefallen.

Rauwiller “Im Elsass” – das steht als Zusatz auf ganz vielen Ortstafeln

Aufgefallen ist uns auch, dass viele Häuser leer stehen und zu verkaufen sind. Schöne Häuser, große Grundstücke – und günstig!

Ein Blick zurück auf die Vogesen, die ich gestern durchwanderte. Ich bin hier auf einer Höhe von etwa 330 Metern ü. NN. Der Durchgang durch die Vogesen war 100 Meter niedriger…

Nach dieser geschichtlichen Erkenntnis setzte ich meinen Weg fort nach Kirrberg. Große Weiden links und rechts, ein schöner Blick zurück in die Vogesen, und dann über den Bruchbach hoch zur Kirche, wo ein Brunnen mit gut gekühltem Wasser auf mich wartete.

Eine alte, steinerne Brücke über den Bruchbach
Immer willkommen: Frisches Quellwasser!!

Weiter ging es dann in die größte Stadt meiner heutigen Tour, nach Fénétrange. An der Saar gelegen, erhielt dieser Ort bereits 1382 ein Schloss (Grafen von Saarwerden) und war Teil des Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation. Dieser Ort hat Häuser für gut 2.000 Menschen, aktuell leben lediglich 676 dort….

Ein Blick von der Saarbrücke auf das Schloss von Fénétrange, darunter sprudelt die Saar. Die Saar entspringt in den Vogesen und ist mit 235 km Fließstrecke der längste Nebenfluß der Mosel.
Diese Woche mein ständiger Begleiter: Mein Bruder Franz!
Ein Blick auf den Étang de Mittersheim, der von einem Saarkanal gespeist wird.

Der weitere Weg führt mich am Étang de Mittersheim vorbei nach Mittersheim, wo ich auf einem Strommasten vor der Kirche einen Jungstorch im Nest entdecke. Seine Eltern sehe ich wenig später am Canal des houillères de la sarre auf Beutesuche.

Die Kirche von Mittersheim mit dem Storchennest im Vordergrund

Dieser Saarkanal speist eine kleine Seenplatte, die Mittersheim zu einem Segel-Eldorade mitten in Lothringen macht.

Auf den Kanälen der Saar wurden auch Schiffe mit Pferden gezogen, wie dieser Treidelweg beweist!

Hier mache ich eine kleine Mittagspause, bevor ich mich auf den Weg zum Tagesziel nach Loudrefing aufmache. Dieses erreiche ich über die D 38 und einen kleinen Feldweg, der neben der Eisenbahn herläuft.

Die Bahnhofstraße in Loudrefing mit seiner Allee ist fast so schön wie die in Neifing – fast!! (:-)))

Morgen ist ein spannender Tag, denn am Ende meiner Tour werden wir etwa 15 km südlich der Ortschaft Bertring sein, wo unser Vater als Kriegsgefangener bei einem Landwirt arbeitete. Das Verhältnis war so freundschaftlich, dass uns Monsieur Charpentier zwei Mal in Neufahrn besuchte, und wir ihn in Bertring. Mal sehen, ob es seinen Hof noch gibt. Den hatte der älteste Sohn inne, Jean-Marie Charpentier. Es ist spannend….!


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