Da mir Yolène heute frei gegeben hat, habe ich die Zeit genutzt, neben privaten Dingen auch die Römerstadt Joublains zu besuchen. Sie liegt nicht weit von Mayenne entfernt, und war offenbar eine größere Ansiedlung, wie sie so oft nicht vorkommt.
Wir in Niederbayern sind römische Denkmäler gewöhnt, wir müssen nur nach Regensburg, nach Eining oder nach Künzing fahren, um ihre Baudenkmäler zu besichtigen. Allerdings kann man in Joublains noch sehr viel sehen, was so eine römische Stadt ausmacht. Die Grundlage hierfür war ein gallisches Heiligtum. Die Stadt, damals Noviodunum genannt, wurde im 1. Jh. gegründet. Als Hauptstadt der Diablinten beherrschte sie ein Gebiet, das sich fast über das ganze Département Mayenne und Süd-Orne erstreckt.
Ab 65 n.Chr. wurde die Stadt mit Monumenten und senkrechte zueinander laufenden Straßen ausgestattet.
Die Festung ist ein riesiges Quadrat von etwa 120 x 120 Metern. Die Außenfestungsmauern stammen aus der zweiten Hälfte des 3. Jh. und haben eine Dicke von etwa 3 Metern. Offenbar war – bis auf den zentralen Hof – alles überdacht, weil man die Einkerbungen für die Balken im Granitstein sehen kann.
Die Festung verfügte auch über komplette Badeanlagen mit einem Kaltraum, dem warmen Ankleideraum, dem Schwitzraum und dem Warmbad. Ein aus tönernen Röhren gefertigtes System transportierte die Warmluft vom Heizschacht weg zu den Fußböden und Mauern.
Neben der Festung gab es auch öffentliche Thermen, die sich heute unter der Kirche von Jublains befinden. Vor der Kirche steht übrigens noch eine gallische Stele aus dem 3. oder 4. vorchristlichen Jahrhundert, die man 1848 bei Ausgrabungen gefunden hat.
Natürlich durfte ein Amphitheater nicht fehlen – und das war gar nicht so klein. Ich bin die Außenmaße der höchsten Sitzreihen abgeschritten und kam auf etwa 66 Meter Durchmesser. Es wurde – so die Notiz im Museum – von einem Gallier namens Orgetorix gestiftet. Ein Beispiel, wie die einheimische Bevölkerung einerseits ihre Tradition hielt, und doch die Gewohnheiten der Römer annahm.
Etwas außerhalb von Jublains befindet sich der heilige Bezirk mit dem Tempel. Er folgte einem gallischen Heiligtum. Der Bau begann 66-68 n.Ch. und dauerte bis zum Anfang des 2. Jh. In diesem bedeutensten Tempel der Diablinten wurde eine gallische Déesse-Mère-Gottheit in Ehren gehalten.
Im schön gestalteten Museum kann man viele Dinge aus römischer, aber auch aus merowingischer Zeit besichtigen. Wirklich schön aufgemacht führt es durch den Alltag der dort ansässigen Menschen. Am beeindruckendsten ist für mich immer der Schmuck – so feine Arbeiten gelingen heute nur noch mit der Maschine.
Es lohnt sich also, auch von Broons aus (150 km) mal einen Abstecher dorthin zu machen.
Eine Antwort zu “Jublains – die Römerstadt – La Ville Romaine”
Hallo Hans
Gerne lesen wir jeden Abend deine wirklich herrlich geschilderten Reiseberichte und bewundern deine Ausdauer!
Jetzt hast ja dein Ziel bald erreicht!
Schöne Grüße aus der Heimat!!
Ingrid und Martín Gaillinger 🙋🏼♀️