Der Start heute morgen in Moyenvic bot schon bald eine interessante Neuigkeit! Während ich, ein Baguette mit Pistaziensalami kauend (ich hatte kein Frühstück!), neben der D 38 entlangschlenderte, traute ich meinen Augen kaum: Das da drüben hinter Vic sur Seille sieht aus wie Reben!! In Lothringen!! Drei Damen waren beim Morgensport versammelt, und die bestätigten mir: Ja, das sind Reben! Es gibt in Vic sur Seille auch drei Winzer, hier geht es langsam los mit dem Weinbau, der sich Richtung Champagne erstreckt. Toll! Da muss ich am Nachmittag noch mal hin, um einen Wein aus dieser Gegend aufzutreiben.
Die weitere Wegstrecke war wirklich nicht berauschend. Ich war es leid, den ganzen französischen Heimwerkern am Samstagmorgen mit ihren Autoanhängern auszuweichen, durch das schräge Gehen am Straßenrand schmerzte der Muskulus gluteus maximus zum ersten Mal seit meiner Abreise. Dann suchte ich voll Verzweiflung einen längeren Umweg, der aber abseits von dieser mittlerweile D 674 läuft. In Moncel s./Seille hielt ich eine kleine Kaffeepause in einer Boulangerie, und aß einen éclair vanille, den ich zum ersten Mal in Broons als Jugendlicher probiert hatte. Ich liebe Vanillecreme!!
Dann ging es weg von der Hauptstraße, die alte Bahnhofstraße entlang, und da war er schon, mein Ersatzweg. Leider war nach 50 Metern Schluß, Terrain privé, Betreten verboten. Ich fand ein Schlupfloch, das mich zu dieser tollen Alternative bringen sollte, aber ich kam aus dieser Umzäunung nicht mehr heraus! Die Kühe trabten munter auf mich zu, und nur ein Robben in tiefster Gangart (ich habe noch regulär gedient!!) rettete mich vor dem Stacheldraht und den Viechern. Dann war ich auf dem Weg der Verheißung, der aber nichts Gutes verhieß: Total zugewachsen wollte ich keine zwei oder drei Kilometer ohne Buschmesser zurücklegen.
Planänderung: Ich gehe durch die abgeernteten Felder. Wieder unter dem Stacheldraht durch, Beine und Arme zerkratzt, schlendere ich nun über das Feld – bis zur nächsten Kuhweide und zum nächsten Stacheldraht!! Völlig erschöpft kam ich wieder auf die Hauptstraße, und plötzlich war das alles gar nicht mehr so schlimm. Ich erreichte Mazerulles, das man nicht kennen muss, in Champenoux fand ich einen Carrefour Express, in dem ich frische Getränke einpackte. Kurz nach Champenoux fand ich den zweiten Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg, wo die Soldaten den Schlacht bei Champenoux im September 1914 begraben liegen.
Dann ging es weiter nach Laneuvelotte und meinem Tagesziel in Seichamps. Irgenwo musste ich die Grenze zum Déartement Meurthe et Moselle überschritten haben, aber auf dem Acker gibt es kein Schild.
Ich hatte den Nordosten von Nancy erreicht, mit 105.000 Einwohnern die größte Stadt der Region und frühere Hauptstadt des Herzogtums Lothringen. Diese Stadt ist für seine Barock – und Jugendstilarchitektur bekannt, das werde ich mir ansehen.
2 Antworten zu “Von den Weinbergen nach Nancy”
Lieber Hans,
Du weckst bei mir Erinnerungen aus der Zeit als ich noch ein kleiner Bube war; Du warst in Dieuze vor 2 Tagen, da war ich auch schon mal vor langer Zeit . Ein Bruder meiner Großmutter mütterlicherseits war dort viele Jahre Priester – Monsieur le Curé Uhlen – Meine Eltern haben ihn ab und zu besucht, einer meiner Brüder damals wohnhaft in Sarrebourg war öfters bei ihm. Ich kann mich erinnern, dass er in Dieuze nicht sehr glücklich war, das Elsass hat ihm zu sehr gefehlt. Dafür ruht er jetzt dort.
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute.
Lieber Jacques,
ich freue mich sehr über Deine Rückmeldung und kann nur sagen, dass Dieuze in mir inen großen Eindruck hinterlassen hat (nicht nur wegen der Radler in der Bar central) Diese Stadt hat eine große Geschichte, und ich lerne immer dazu!
Herzlichst, Hans