Gestern waren es genau 4 Wochen seit meinem Aufbruch in Neufahrn, und bei allem, was ich erlebt habe, glaube ich es kaum, dass es n u r 4 Wochen waren! Der Weg heute nach Montereau-Fault-Yonne (kurz: Montereau genannt) führt heute zu zwei Dritteln über Treidelwege an der Seine und am Seinekanal entlang. Das ist für die Kultur schlecht, aber bei den angekündigten Temperaturen bis 38 Grad ist der Schatten an den Treidelwegen sehr willkommen. Wir werden heute also keine Kirchen sehen (doch: Die in Montereau muss sein!!) und auch ansonsten wenig Mauerwerk.
Ich starte in Gouaix Richtung Südwesten, und treffe jenseits der Bahnlinie auf ein sehr großzügiges Schloss, das Château Guillaume!
Mein Gott, haben die Platz!!! Ein seeeeehr großzügiger Innenhof, und dann nach hinten einen Garten, den ich bis zum Ende gar nicht erfassen kann! Der Weg führt dann um das Schloss herum an Baggerseen vorbei. Einen muss ich sogar in der Mitte überqueren und bin dann bald schon in Mouy-sur-Seine.
Und die Seine bzw. ihr Seitenkanal werden mich heute bis Montereau begleiten. Zum ersten Mal sehe ich Schiffe auf der Seine, die unter der Brücke in Bray-sur-Seine lagern. Die haben Holz geladen. An einem der Schiffe stehen die Maße: Fast 9 Meter breit, 86 Meter lang, 1,45 Meter Tiefgang. Da das verdrängte Wasser in Kubikmeter gleich dem Volumen der maximalen Zuladung entspricht komme ich hier auf gut 1.000 Tonnen, die das Schiff laden kann.
Dann zweige ich unter der Brücke ab zum Seinekanal, der sich in schnurgerader Richtung nach Westen zieht. Große Fische sehe ich darin, und den einen oder anderen Fischreiher schrecke ich auf (die haben schon ein verdammt feines Gehör, denn die starten bereits, bevor ich sie sehe)!
Diese Treidelwege dienten früher zum Ziehen der Schiffe, und sind heute Spazierwege und auch geeignet für Montainbiker. Aber ehrlich: Gleich zu Beginn habe ich eine junge Familie mit Kinderwagen getroffen, dann zwei Buben und ihren Vater beim Fischen (Petri Heil!!), und dann hat mich noch ein Mountainbiker überholt – das war alles in vier Stunden!
Plötzlich höre ich ein rauschendes Geräusch, das rasch näher kommt, und durch das Dickicht sehe ich einen Schlepper vorbeifahren, und dahinter gleich noch einen.
Das sieht schon toll aus, diese Riesen auf der Seine. Beide waren m.E. über 100 Meter lang. Ich war genau beim Zusammenfluss des Kanals mit der Seine wieder auf Letztere gestoßen, die hier schön breit und mächtig dahinströmt.
Eine kleine Mittagspause mit Erfrischen der Füße (mein Gott, ist das Wasser in der Seine warm!!) lege ich in La Tomba ein, bevor es wieder an der Seine weitergeht. Der Treidelweg hört urplötzlich auf, obwohl er in Google Maps eingezeichnet ist. Ich gehe über ein Stoppelfeld Richtung D 411, und muss dann der Straße folgen. Der Grund für das Ende des Treidelweges ist ganz einfach: Eine Firma, die Zementmischungen herstellt, ist auf diesem Gelände unterwegs, Und als ich auf der Straße weitergehe, sehe ich auch, wer die Verursacher sind: Cemex aus Frankreich, und Knauf aus Deutschland! Da fühlt man sich ja fast wie zu Hause!
Wenig weiter sehe ich, wie gerade ein Schiff mit diesen Zementmischungen beladen wird. Lastwagen karren diesen Stoff an, und an einem nahe gelegenen Ankerpunkt überträgt ein Bagger diese Last auf die Schleppkähne.
Weiter an der Seine unterwegs erreiche ich dann Montereau, und kurz vorher unterquere ich die Trasse des TGV. Ich sehe auch einen drüberdonnern – das ist Musik!! In zwei Stunden von Paris nach Lyon – da braucht man kein Flugzeug! Die Franzosen haben alles richtig gemacht, während die Deutsche Bahn noch auf Sinnfindung ist (die Deutsche Bahn und ihre Unzuverlässigkeit waren ein wichtiger Grund, warum ich in den Vorruhestand gegangen bin). Beate erzählt mir immer von ihren Abenteuern, und ich glaube, sie ist wirklich erst drei Mal pünktlich angelangt, obwohl sie praktisch jedes Wochenende fährt!
Montereau ist eine Stadt mit ca. 22.000 Einwohnern, liegt am Zusammenfluß der Yonne und Seine, und hat eine bewundernswerte Kathedrale. Ein Standbild von Napoleon an diesem Zusammenfluß kündigt davon, dass Bonaparte hier seine letzte Schlacht gegen die Österreicher gewonnen hat.
Und dann kam ja die Abdankung in Fontainebleau, was morgen mein Etappenziel sein wird. Die Lage an Flüssen ist für Städte immer schon vorteilhaft gewesen. Der Blick über beide Flüsse zur Kathedrale ich umwerfend!
Ich beende meine Tour heute in Montereau bei 36 Grad im Schatten und 59 Metern über dem Meer – fast 400 Meter niedriger als Neufahrn!
4 Antworten zu “Der Seine entlang nach Montereau-Fault-Yonne”
Bonjour Hans,
Nous constatons que tu vas bientôt ressentir les embruns de la mer.
Nous te remercions pour toutes ces belles photos et ces très descriptifs commentaires.
Bonne fin de parcours.
A bientôt
Jean-Luc et Véronique Simon
Cher Jean-Luc,
chère Veronique,
pour moi c`est un grand cadeau, que vous touts êtes avec moi avec le Blog! Et vous commentaires m`encouragent de continuer.
Mes meilleurs voeux,
Hans
Einfach toll, wie du alles beschreibst, man kann sich richtig reinfühlen. Bei uns ist es auch sehr heiß selbst jetzt hat es noch 30 Grad um 9.30 Uhr auf der Terrasse LG Helene und Alfons
Liebe Helene,
ich schicke ja die Hitze zu euch, die kommt aus Spanien und zieht über Frankreich nordostwärts. Aber der Spaß hält sich in Grenzen bei 36 Gradim Schatten, der Wasserverbrauch war gestern echt enorm. Bis abends hatte ich etwa 5 Liter verbraucht…
Liebe Grüße
Hans