An der Seine…..


Der heutige Tag lud dazu ein, die Sache etwas langsamer anzugehen und die Orte auch etwas intensiver in Augenschein zu nehmen, da das Wetter heute ideal zum Wandern war: Bewölkt, 20 Grad am Morgen, und leichter Wind. Und diese kleinen Orte, durch die heute meine Weg führen sollte, bargen alle etwas Besonderes, sie mussten eine große Vergangenheit gehabt haben.

Der Staub unter Deinen Füßen….
Langsam fahren wegen Staub, hat es geheißen…

Von Saint-Saturnin aus ging es über eine staubige Straße schnurgerade nach Westen, und der Kreidestaub haftete auch hier, neben der Kreidestraße, noch an den Schuhen. Das langsame Fahren bei Staub haben nicht alle verinnerlicht, und so musste ich manchmal warten, bis der Staub sich verzogen hatte, um wieder klare Sicht zu haben.

Eine Aeolisharfe – eine Éolinne….

Auf dem Weg nach Marsangis kam ich zum ersten Mal direkt bei einem Windrad vorbei, liebevoll „éolinne“ auf Französich genannt. Sie sind im Schnitt niedriger als unsere, haben aber den besseren Wind! Kurz vor Marsangis sehe ich einen alten Kalksteinbruch, der aber längst nicht mehr benutzt wird und deshalb mit allerlei organischem Material aufgefüllt wird.

Von hierher kamen viele Kalksteine…

In Marsangis gehe ich die D 5 entlang, bis etwa 1 km nach dem Ortsende ein Wiesenweg nach rechts abbiegt. Dem folge ich nun bis Anglure, und komme dort just bei einem John Deere-Händler wieder auf die Hauptstraße. Natürlich habe ich für Johannes ein kleines Fotoshooting veranstaltet, und habe spontan dafür auf WhatsApp zwei erhobene Daumen kassiert!!! (:-))

An einem Apfelbaum mit schönen roten Äpfeln konnte ich dann nicht einfach vorbeigehen, sondern zupfte zwei überhängende Äpfel als Wegzehrung ab.

Wer hätte da nicht zugegriffen???

Ein älterer Herr mit Fahrrad hielt spontan neben mir an, als ich auf Google Maps meinen weiteren Weg justieren wollte. Wir kamen ins Gespräch, und als ich ihm erzählte, dass ich noch weiter als Villeneuve-au-Châtelot wollte, bot er mir sein Fahrrad an. Das war lustig. Er wünschte mir noch viel Erfolg bei meinem weiteren Vorhaben und schwang sich wieder in den Sattel.

Baudement war der nächste Ort, den dieser Herr auch genannt hatte. Er war fast so gut wie Google Maps! Dieser Ort überraschte mich mit vielen herrschaftlichen, aber bereits in die Jahre gekommenen Anwesen mit großen Hofzufahrten, die mit hohen schmiedeeisernen Toren verschlossen waren. Auch ein Schlosspark befand sich da, das Schloss konnte ich hinter den hohen Bäumen nicht ausmachen.

Irgendwie verwunschen, diese herrschaftlichen Anwesen….

Was mir hier zum ersten Mal auffiel, und für diese Gegend hier typisch zu sein scheint, ist die Verwendung von Klinker oder gebrannten Ziegeln zur Gestaltung von Türen und Fenstern. Das hat sich gestern schön angedeutet, und heute durchweg fortgesetzt. Kein Fachwerk mehr, wie in Châlons-en-Champagne.

Ein Torbogen aus Klinker….
Eine tolle Villa….
… und selbst der Briefkasten muss dran glauben….

Nicht zuletzt aber beeindruckt hat mich die Kirche von Baudement. Aus teilweise unbehauenen Felsbrocken erbaut, hat sie die Jahrhunderte wohl unbeschadet überstanden. Vom Baustil her ist das Portal romanisch und damit etwa 12. Jahrhundert.

Die imposante Kirche von Baudement aus dem 12. Jh.

Auf dem Weg von Baudement nach Saron-sur-Aube hat auf freier Strecke zum ersten Mal ein Autofahrer angehalten und gefragt, ob es mir gut ginge. Ich bejahte, erzählte, dass ich zu Fuß Frankreich von Ost nach West durchquere, und dann sprach er seine Anerkennung aus. Es hupen übrigens öfter mal Autos und winken mir zu. Die haben mich wohl früher schon gesehen, oder ich habe mit denen in einer Bar, einem Café schon mal gesprochen, und sie erkennen mich wieder. Das ist wirklich schön!

Kurz danach kam ich in Saron-sur-Aube an und sah linker Hand eine Rue du Château, eine Schlossstraße. Das musste ich mir genauer ansehen. Auffällig von unten schon zu sehen war ein großer Torbogen.

Der Torbogen der Einfahrt zum Schloss in Saron-sur-Aube

Der Park mit alten Bäumen verdeckte jedoch den Blick auf das Schloss selbst. Erst ein schmaler Weg neben der Kirche eröffnete einen kleinen Blick auf das Gebäude.

Eine kleine Lücke eröffnet den Blick auf das Schloss…

Und dann kam ich nach Marcilly-sur-Seine!! Ein total herausgeputzter Ort, die Klinkerbauweise fast ins Extreme getrieben, alles schön sortiert, und nebenan die Seine!! Leider gibt es in diesem herrlichen Ort keine Café oder eine Bar, wo man sich ausruhen und schauen könnte – sehr schade!!

Die Brücke über die Seine bei Marcilly-sur-Seine

Die Hauptstraße ist jedenfalls breit genug, um rechts und links noch zwei Lindenalleen aufnehmen zu können. Und alles schnurgerade!

Sehr herrschaftlich: Zweireihige Allee in Marcilly-sur-Seine

Da komme ich zu meinem Erstaunen an einer Rue de la Plage vorbei!! Eine Strandstraße? Das musste ich mir genauer ansehen! Eine Teerstraße führte zu einem Schlagbaum, an dem eine Tafel darauf verwies, dass der Strand nicht überwacht sei. Und tatsächlich: Hier breitet sich ein toller Strand an der Seine aus, und ich konnte es nicht lassen, meine Füße in diesem klaren Wasser zu kühlen. Es ist ein Kieselstrand, aber sehr fein, das Wasser seicht und glasklar. So etwas bräuchten wir in Neufahrn auch, einen Gemeindestrand an der Laber!

Am Strand der Seine…

Nicht weit entfernt davon ist Conflance-sur-Seine, wo man mir ein Café und eine Bar versprach. Beides Fehlanzeige! Geöffnet ab 16.30 Uhr. Ich hatte aber jetzt um 13.30 Uhr Lust auf ein alkoholfreies Bier oder ein Panagé!! Die mitgebrachte Flasche Wasser rettete die Situation nicht ganz! Aber es half nichts, es musste so weitergehen. Kurz hinter Esclavolle-Lurey zweigt der Kastanienweg ab, der mich, weitab der Hauptstraße, zu meinem Ziel in La Villeneuve-au-Châtelot bringt. Übrigens heißt die Roßkastanie im Französischen Marronnier – ich hatte vergebens versucht, einen Maronenbaum zu entdecken.

Einen extra Hinweis gab es auf die Kirche, die außerordentlich kompakt als befestigte Wehrkirche erbaut war. Leider war auch diese geschlossen, und ein sehr netter Mann erklärte mir, dass sie restauriert würde und deshalb geschlossen sei. Aber die Mesnerin macht manchmal Ausnahmen, nur sei diese leider nicht da. J´ai eu du malchance – Pech gehabt!!

Die befestigte Kirche von Villeneuve-au-Châtelot in der Nachmittagssonne

Ein Taxidienst aus Marcilly-sur-Seine bringt mich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück, und ab morgen wird Daniel mein Chauffeur sein, der mittlerweile hier eingetroffen ist!!


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