Windparks, Felder, Kreide – entlang der Route Nationale 4 nach Poivres


Der heutige Tag war eher unter dem Motto „Routine“ abzuspeichern. Es geht über das (fast) flache Land, wenig Orte dazwischen, aber viele Kilometer. Das eröffnet natürlich die Chance, auch mal auf das Land an und für sich einzugehen. Es fällt nämlich auf, dass sehr viel Platz ist in Frankreich! Die Größe der Grundstücke, zumindest auf dem Land, kann sich sehen lassen. Sehr schöne Häuser nehme ich wahr, in einem ordentlich großen und gepflegten Grundstück (keine „Handtücher“ wie bei uns), und man ist oft kilometerweit unterwegs, ohne ein Dorf, ja ohne überhaupt ein Haus zu sehen. Das kenne ich nicht einmal in Bayern!

Weites Land, Land, Land….

Frankreich ist mit 633 Mio. Km2 fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber 15 Mio. Einwohner weniger. Das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 123/km2, in Deutschland sind es 233/km2, also fast doppelt so viele. Und das merkt man im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt.

Die romanische Kirche von Loisy-sur-Marne

Der Start heute Morgen erfolgte bei Sonnenschein, just neben der Bar du Midi, wo M. Salah mich gestern abgeholt hat. Ein kleiner Fußweg gegenüber brachte mich zur D 502, die am Wald entlang nach Maisons-en-Champagne führt.

… das hätte ich auch gerne!!
… aber das erwartet man eher im Süden von Frankreich

Von hier sieht man schon die Route nationale 4, die heute über weite Strecken mein Zuhause sein wird. Man läuft zwar immer auf einem Weg neben der Straße, aber kilometerweit geradeaus und immer mit Begleitmusik von den Lastwagen aus Osteuropa, die sich die Maut der Autobahn sparen wollen und auf diesem Weg Paris ansteuern. Und nach Paris sind es für Lastwagen von hier aus nur noch zwei Stunden!

Paris ist gar nicht mehr so weit – aber da will ich gar nicht hin!

Auffällig sind die vielen Wassertürme, die das kostbare Nass speichern. Da das Land recht flach ist, sieht man sie schon von Weitem.

Diese typischen Wassertürme sieht man hier überall

Was auch auffällt, sind die Mengen an Walnussbäumen, die es hier in der Gegend (und auch schon vorher) gibt. Es gibt keinen Weg, an dem nicht Walnussbäume wachsen.

Walnussbäume, wo man auch hinschaut!!

Und zum ersten Mal sehe ich von den Kuppen der Hügel auch riesige Windparks!! An einer Stelle konnte ich fast 100 dieser Windräder zählen. Aber: Kein Haus, kein Dorf – nichts ist in der Nähe außer Äcker, Äcker, Äcker! Frankreich braucht keine H10-Regelung!!

Wenn schon Windparks….
… dann richtig! Aber Abstand zu bebautem Gebiet? Kein Thema!!

In bewaldeten Gegenden finde ich immer wieder den Aronstab mir seinen roten Früchten, der bei uns sehr selten geworden ist.

Hier noch häufig anzutreffen – der Aronstab

Ein weiteres Thema ist in der Champagne der weiße Staub, der Kreide enthält und sehr leicht aufsteigt. Es gibt sogar Verkehrsschilder, die darauf hinweisen: Ralentir – Poussière! Langsam fahren – Staub! Ich habe ein Auto in Coole gesehen, dessen Farbe man von hinten wegen des Kreidestaubes nicht hätte identifizieren können.

Das hätte man so schnell nicht vermutet!

Immer wieder fasziniert mich die Weite des Landes, die auf Bildern nie so rüberkommen, wie man sie erlebt: Außer Feldern – nichts! Und die Größe der Felder! Meine Güte, die reichen oft vom Tal bis zum Horizont, ich kann das leider nicht gut schätzen.

Ein Rübenfeld zwischen Soudé-sur-Croix und Poivres

Da sind welche dabei, die an 100 ha heranreichen! Zum ersten Mal sehe ich auch Hanffelder, auch in entsprechender Größe. Den Hype mit Hanf erlebe ich hier nicht so wie in Deutschland, es ist einfach ein Agrarprodukt!

Hanf als Agrarprodukt spielt auch in Frankreich eine Rolle

Und während ich die Kirche von Sodé-sur-Croix von der N 4 aus ins Visier nehme, überschreite ich kurz vor Poivres schon wieder eine Départementsgrenze, die Grenze von Marne nach Aube!

Interessant von der N 4 aus – die Kirche von Soudé

Und am Ziel meiner heutigen Etappe sehe ich die Kirche von Poivres, die aus dem 12. bis 16. Jahrhundert stammt, und aus diesen weißen Kalkblöcken erbaut ist. Leider ist sie geschlossen, aber durch einen Spalt sehe ich, dass das Innere ganz weiß und nicht verputzt ist.

Die weiße Kirche von Poivres

Dann erhole ich mich auf dem Dorfplatz, nachdem ich den „Friedhofstrick“ wieder angewendet und mir frisches Wasser aus dem Friedhofshahn gezapft habe. Meine Flaschen waren nämlich bei über 30 Grad und mit 27 km in Vierdreiviertel Stunden leer….


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