Die Geschichte mit Bertring


Aber da war gestern ja noch etwas: Wir wollten in das Dorf Bertring fahren, wo unser Vater von 1945 bis 1948 als Kriegsgefangener auf dem Hof der Familie Charpentier (Zimmermann) arbeiten musste. Das Verhältnis war sehr freundschaftlich (Monsieur Charpentier war lediglich zwei Jahre älter als unser Vater), und diese Freundschaft hat über den Krieg hinaus angehalten bis zum Tod von Monsieur Charpentier und von unserem Vater (1990 bzw. 1994) angedauert. Wir haben die Kinder der Familie Charpentier bei gegenseitigen Besuchen auch kennengelernt, aber die Besuche waren auf Grund der Entfernung lediglich sporadisch. So wussten wir, dass Familie Charpentier fünf Kinder hatte: Jean-Marie, der den Hof übernahm, Monique, die auf der Post in Morhange und Grostenquin arbeitete, Albert, der Lehrer war, Armand, von dem wir nicht genau wussten, was er macht, und das Nesthäckchen Marie-Therese, die seinerzeit noch zur Schule ging.

So machten wir uns auf nach Betring und ließen uns überraschen, was da kommen sollte. Franz war noch nie in Bertring, ich war zuvor schon drei Mal dort: Als Jugendlicher auf Frankreichtour, damals hatten wir mit Schlafsäcken nach einem opulenten Mal bei Charpentiers im Heu übernachtet. Dann mit meinem Vater 1978, und schließlich Anfang der 2000er Jahre mit Familie. Tatsächlich fand ich auf Anhieb das Haus, aber die Fensterläden waren verschlossen, und die Haustüre abgesperrt! Das war`s dann wohl. Aber so leicht gaben wir nicht auf. Ich klingelte bei der Nachbarin gegenüber, und nach kurzer Zeit streckte sich ein skeptisch blickender Kopf aus dem Fenster. Ich brachte mein Anliegen vor, und die Frau musterte mich: Sie waren schon einmal da – wie heißen Sie? Hans! Ja, ich erinnere mich, Ihr Vater hieß auch Hans, und ihr habt die Familie vor über 40 Jahren besucht. Ich war ein kleines Mädchen, aber daran kann ich mich erinnern!!!

Was für ein Zufall!! Die Nachbarin kennt die ganze Geschichte! Sie heißt Silvie, und ist unsere Ansprechpartnerin Nummer eins in dieser Angelegenheit. Sie telefoniert mit Monique, die uns einlädt, zu ihr zu kommen, denn sie wohnt – in Bertring! Zuvor besuchen wir noch Armand, der seinen Hof keine 100 Meter vom Wohnhaus entfernt hat (wer hätte das gedacht!!). Er erkennt mich, ich ihn nicht auf Anhieb. Aber dann dämmert es – wir haben uns damals öfter auf der Straße getroffen. Heute ist er 2. Bürgermeister von Bertring, und hat zwei Bauernhöfe mit insgesamt 350 ha! Da können die Bauern in Bayern nicht mithalten. Das Land dort ist so weitläufig, die Kühe auf riesigen Weiden – so stellt man sich das vor! Wir besuchen Monique, die hat inzwischen Marie-Therese und Jean-Marie angerufen, und innerhalb kürzester Zeit sitzen wir alle an einer Tafel bei Monique, und das Wiedersehen hätte herzlicher nicht sein können!! Wenn das unsere Väter sehen könnten!!! Nur Albert fehlte, der wohnt in Nancy, aber wir haben mit ihm telefoniert. Das Witzige ist: Die Kinder reden untereinander das lothringer Deutsch, nur mit Marie-Therèse wird französisch gesprochen (:-))

Fröhliche Tischrunde! Von links: Jean-Marie, seine Freundin, Silvie, Monique, Armand, Gustave (der Mann von Monique), Marie-Therèse und meine Wenigkeit

Am 27.08. will ich aus der Bretagne zurückfahren, und wir alle haben uns zu einem Abendessen bei Monique verabredet – das ist Freundschaft, das ist Völkerverständigung!! Was die Politik lange nicht schaffte, das haben Neufahrn und Broons geschafft, und auch unsere kleine Episode kann sich in diesem Kontext sehen lassen!

Abschiedsfoto auf der Treppe vor Moniques Haus: Mein Bruder Franz, Gustave, Marie-Therèse, Armand, Monique, Silvie, Jean-Marie und seine Freundin

Wir mussten wieder zurück in unser Hotel, nicht ohne mit Köstlichkeiten aus Lothringen ausgestattet zu werden: Selbstgemachte Marmelade aus Brombeeren, einer lothringischen Geflügelterrine, Tomaten aus Moniques Garten, dazu frischen Basilikum. Das Abendessen war gerettet, denn eine Flasche Wein Crozes-Hermitage hatte ich tags zuvor schon eingekauft!!


4 Antworten zu “Die Geschichte mit Bertring”

  1. Hallo Hans,

    diese Etappe in Bertring bewegt uns. Wir freuen uns, dass die Verbindungen fortbestehen und Frieden zwischen den Völkern möglich ist. Die Philosophie der Städtepartnerschaft zwischen Bronns und Neufahrn soll dies unterstreichen.
    Viel Glück für den Rest der Reise.
    Francis, Patricia und Simon LORCY

    • Chère famille Lorcy,
      merci beaucoup pour l`interêt a mon journal en ligne et les bon voeux – ca me fait grand plaisir!! J`éspère que l`on se verra a Broons en bonne santé!!!
      Bisous,
      Hans

  2. Guten Tag, Hans.

    Ich freue mich deine tæglische Geschichte zu lesen.

    Bon courage à toi.
    Il fait vraiment trop chaud.

    • Lieber Albert,
      schön, von Dir zu hören und Dein Interesse an meinem Blog und Deine guten Wünsche! Ich hoffe, wir sehen uns am 27.08. bei Monique!!
      Herzliche Grüße
      Hans

Schreibe einen Kommentar zu jf Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert