Vom Donaumoos ins Donauries oder ein Hauch von Bretagne


Heute schien ein unspektakulärer Tag zu werden. Der Himmel war grau, und der Weg durchs Donaumoos folgte weitgehend der B 16. So startete ich am Bahnhof von Neuburg/Donau und nahm Kurs Richtung Westen auf Rain am Lech zu. Der erste Anstieg hinter Neuburg eröffnete einen herrlichen Blick auf das Donaumoos, und so bewegte ich mich Richtung Donauwörth, dem Ziel meiner Tagesetappe.

Blick über die B16 und das Donaumoos
Dahin möchte ich heute

Dann kam Oberhausen (nicht das im Ruhrgebiet!), und am Ortseingang entdeckte ich eine Tafel, die mich überraschte: War ich schon in Frankreich?? Da wird das Monument La Tour d`Auvergne angekündigt, und ich wusste wirklich nicht, was mich da erwartet.

Die Ankündigung des Denkmals am Ortseingang von Oberhausen

An der abfallenden Straße waren die Fahnen von Frankreich und von Oberhausen gehisst, und eine Informationstafel erzählte von den Ruhmestaten des La Tour d`Auvergne. Da war von einem Denkmal die Rede, und ich fragte einen Passanten danach. Der war leider nicht sehr gesprächig, aber ich entdeckte auf der anderen Straßenseite Stufen, die tatsächlich zu einem Denkmal hinführten.

Die Beschreibung auf deutsch…
… auf Französisch….
… und bretonisch!!!

Hier waren auch die Ruhmestaten des Kommandeurs französischer Grenadiere beschrieben. Aber nun fast das Wichtigste: Dieser Offizier der französischen Armee war nicht nur tapfer, sondern hatte auch ein Buch über die Bretonen, deren Ursprung und ihre Sprache geschrieben. Dass ich so nah bei Neuburg bereits mit Frankreich und der Bretagne konfrontiert wurde, konnte ich wirklich nicht ahnen.

Das La Tour-Denkmal in Oberhausen

Hier war auch von einem Sterbehaus die Rede, aber ich konnte es nicht finden. Also, wieder Einheimische fragen! Eine nette ältere Frau schenkte mir Gehör, aber, obwohl sie in der La Tour Straße wohnte und sagte, dass regelmäßig französische Freunde nach Oberhausen kämen, kannte sie das Sterbehaus nicht. Das Dorf war echt ausgestorben, ich hätte alles forttragen können, da läutete ich an einem Bauernhaus, und die Bäuerin wusste Bescheid, so dass ich hier auch die Inschrift am Sterbehaus von La Tour ablichten kann. Der Tag hatte eine völlig unerwartete Wendung genommen!

Die Gedenktafel am Sterbehaus von La Tour d`Auvergne in Unterhausen neben der Kirche

Es ging nun weiter querfeldein nach Straßmoos, und auf dem Weg dorthin überraschte mich ein Schäfer mit seiner Herde, die einen Bahndamm abgrasten. Das nenne ich Win-Win-Situation!!

Schafe erübrigen die Mäharbeiten am Bahndamm…
Der romanische Kirchturm von Strass, dem später eine Spitzhaube aufgesetzt wurde

Strass kann mit einem schönen Kirchturm aufwarten, der an den einzelnen Geschossen die typisch romanischen Zierbänder trägt. Außerdem gibt es hier noch eine Versuchs- und Bildunganstalt für Pflanzenschutz des Staates Bayern, die hier keiner vermuten würde. Langsam näherte ich mich dem Ort Burgheim, der mir in gewisser Weise vertraut war, denn eine Claudia aus Burgheim machte mit mir in den 70er Kahren an der Fachakademie für katholische Kirchenmusik ihre Ausbildung zur nebenberuflichen Kirchenmusikerin. Leider habe ich sie nicht angetroffen….

Das Zentrum von Burgheim mit Pfarrkirche

Nach Burgheim überschritt ich nun die Landkreisgrenze von Neuburg-Schrobenhausen nach Donau-Ries, und das war auch an den Autokennzeichen deutlich zu sehen. Statt ND und IN herrschten jetzt DON,  A und NÖ vor. So sieht man auch am Verkehr, dass man durchaus weiterkommt.

Das Landkreisschild beinhaltet den doppelköpfigen Reichsadler der ehemals freien Reichsstadt Wörth, heute Donauwörth

Das Ries entstand vor ca. 15 Mio. Jahren durch einen Einschlag eines Asteroiden auf der Erde. Gesteinsbrocken von diesem werden noch heute in der Gegend gefunden.

Lieblich und fruchtbar – das Donauries

Eine herrliche Landschaft, weit, grün, fruchtbar. Ich hatte so richtig Lust zu wandern, und so erreichte ich über Staudheim mit seinem Storchennest Rain am Lech, ein mittelalterliches Städtchen, das prompt morgen und übermorgen Stadtfest feiert. Da bin ich mit dabei!!

Der Kirchturm von Staudheim mit seinem Storchennest. Bei genauem Hinsehen erkennt man das Köpfchen eines Jungstorchs

Interessant ist auch das Wasserkraftwerk am Lech, das 11.200 KW produziert und so etwa 16.000 Haushalte mit Strom versorgen kann.

Der Lech vor dem Kraftwerk…
…und nach dem Kraftwerk
Das Kraftwerk selbst

Über das Kraftwerk gelangt man auf die andere Seite des Lechs, der hier so breit ist wie die Donau! Auf dem weiteren Weg nach Donauwörth passiert man das Örtchen Genderkingen (man ist fast versucht, es Tschenderkingen auszusprechen), und touchiert dabei einen alten Grenzstein, der Anfang 1600 die Grenze zwischen Bayern und einer vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau markierte.

Die Grenzsäule…
…und die Erläuterungen hierzu

Bis heute ist der Lech Grenze: Die Stammesgrenze zwischen Bayern und Alemannen, die Sprachgrenze zwischen oberbayerischem und schwäbischem Dialekt, und die westliche Grenze des Herzog- Kurfürstentums Bayern.

Und dann Donauwörth!! Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in Donauwörth – und das zu Fuß!! Mit Auto wäre es immer schon leichter gewesen.

Der Panoramablick über die Donau auf Donauwörth

Die freie Reichsstadt, die noch heute den doppelköpfigen schwarzen Reichsadler des Heiligen römischen Reiches auf goldenem Grund in seinem Wappen führt. Da war Reichtum, und auch viel Politik zu Hause. Davon kündet u.a. das Pfleghaus, das die Fugger aus dem nahen Augsburg hier errichteten.

Das Pfleghaus der Fugger hat eine bewegte Geschichte….
… wie diese Tafel beweist

Aber auch das Münster zu Unserer lieben Frau verdient Beachtung. Tolle Fresken im Inneren, aber fast noch mehr faszinierte mich der Fußboden: Die Bänke steigen nach hinten auf demschrägen Boden deutlich an, so dass auch die Hinteren über die Köpfe der Vorderen etwas sehen könne. Das war für mich einmalig!

Das Münster Unserer lieben Frau in Donauwörth von außen….
… und von Innen
Der Brunnen mit dem Reichadler kündet von einer großen Vergangenheit!
Die Reichsstraße in Donauwörth. Links das Rathaus (rot) mit einem goldenen doppelköpfigen Adler

Eigentlich müsste ich hier länger bleiben, aber schon morgen muss ich weiter, denn ich will am Sonntag Aalen erreichen, wo mich der Kolbinger Karl (mein ehemaliger und zukünftiger Nachbar aus Prinkofen) mit seinem Support unterstützen wird.


4 Antworten zu “Vom Donaumoos ins Donauries oder ein Hauch von Bretagne”

  1. Lieber Hans, Dein Blog ist hochinteressant und eine Freude zu lesen und zu betrachten. Ich wünsche Dir auf Deiner Reise viele schöne Erlebnisse und bleibende Gesundheit. Ich bleib Dir auf den Fersen. Herzliche Grüße von Hildegard aus Pfaffenberg

  2. Lieber Hans, interessant, dich auf diese Weise auf Deiner Tour begleiten zu können! Gute Reise, interessante Begegnungen und viel Durchhaltevermögen wünschen wir Dir! Herzliche Grüße aus Riedenburg von Ursula und Stephan

  3. Lieber Hans, den Blog ist sehr amüsant und gespickt mit Informationen – du gehst mit offenem Herzen und den Menschen zugewandt durchs Land – freue mich auf weitere Geschichten! Gute Wanderung weiterhin bis zum 24.8. in Broons.

  4. Hallo Hans,
    wir wünschen Dir auf Deiner Tour weiterhin tolle Ein- und Ausblicke und auch wenn Du keinen Vorkoster in den Weingebieten vorschicken kannst, wie einer der ” Fugger ” auf seiner Pilgerfahrt nach Italien, um den Wein vorzuprobieren und ” Est-Est-Est ” an die Kneipentür zu schreiben,
    wirst Du sicher noch einige herrliche Weine erwischen.
    Ich freue mich auf das Wiedersehen
    Liebe Grüße von Ludwig aus Laberweinting

Schreibe einen Kommentar zu Hildegard Meier Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert